Diese Seite soll als Forum dienen, andere Sammler und Händler kennen zu lernen und Ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, was ich sammle, suche und natürlich auch verkaufe.
Irgendwann fängt fast jeder Sammler an, sich von Dingen zu trennen. Wie oft musste ich komplette Puppenstuben kaufen, nur weil ich ein seltenes Möbelprogramm haben wollte!
Was macht man dann mit der Stube an sich, was mit dem Zubehör?
Wer kennt nicht das Problem, dass man nicht mehr weiß, wohin man eine neue Puppenstube stellen soll?
Dann muss man sich von einer anderen Stube trennen!
So wurde aus meiner Passion auch eine nebenberufliche Profession. Wenn Sie spezielle Dinge suchen oder aber verkaufen möchten, schreiben Sie mir eine kurze Nachricht – ich melde mich garantiert bei Ihnen!
Gerne schicke ich Ihnen dann Fotos von Dingen, die ich im Moment zu verkaufen habe.
Ihr Christian Gramatzki
Puppenhäuser, Puppenstuben und Puppenküchen – das Sammelgebiet
Seit nunmehr über 40 Jahren sammele ich antike Puppenstuben, Puppenhäuser und Puppenküchen und bin noch immer fasziniert, wie unendlich vielfältig das Sammelgebiet ist. Die frühen barocken Einzelanfertigungen oder Kleinstserien aus dem 17. und 18. Jahrhundert
befinden sich meist in Museen oder alten Privatsammlungen. Nur hin und wieder findet man einzelne Möbelstücke, Accessoires und Puppen, kaum je aber komplette Puppenhäuser oder vollständige Möbelensemble. Erst die Serienproduktionen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, wie sie z.B. in den Spielwaren-Katalogen von Georg Hieronymus Bestelmeier seit 1793 zu finden sind, eröffnen uns einen wahren Mikrokosmos sammelbarer Dinge. Bestelmeier war einer der reichsten Kaufleute der Spielzeugstadt-Nürnberg; sein Katalog aus dem Jahre 1823 zeigt Kupferstiche von insgesamt 1350 verschiedenen Spielwaren, darunter natürlich auch komplett ausgestattete Puppenhäuser, Puppenstuben, Kaufläden und
Rauchfangküchen. Von den umfangreichen Produktionen der Biedermeierzeit (ca. 1815 bis 1845) ist noch vieles erhalten, man denke nur an die zahllosen Biedermeier-Möbel, die z.B. die Firma Kestner in Waltershausen hergestellt hat. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Zahl der Produzenten schier unüberschaubar und damit auch die Zahl der heute auf dem Markt verfügbaren Dinge: Jeglichen Hausrat aus Zinn, vom Kronleuchter bis zum Tafelservice stellen z.B. die Firmen von Wilhelm Gerlach (Naumburg a.d.S.), Gerhard Söhlke (Berlin), Johann Andreas Bäselöder (Nürnberg), Theodor Krause (Gotha) und Babette Schweizer (Diessen) her. Feinst bemalte Service aus Milchglas kommen aus Lauscha,
gedrechselte Holzservice aus Nürnberg und dem Erzgebirge.
Die Firma Rock & Graner aus Bieberach ist berühmt für ihre geprägten und bemalten Blechmöbel, die in alle Welt exportiert wurden. Puppenstubenmöbel aus Holz stellten zahllose Firmen in unterschiedlichsten Qualitäten und Größen her. Von einfachen preisgünstigen Sets bis hin zu reichst gedrechselten und geschnitzten Möbeln, die sogar furniert sein konnten! Je größer die Möbel waren, umso hochwertiger ist die handwerkliche Qualität. Besonders erfolgreich arbeiteten beispielsweise Bruno Harrass, Carl Brandt, Delling
& Sohn, Eppendorfer & Nacke, Ernst Goldmann, Paul Hübsch, Paul Hunger, Johan Daniel Kestner, Paul Leonhardt sowie Schneegass & Söhne, um nur einige zu nennen. Eine Sonderstellung zwischen Spielzeug und Vitrinenstücken nehmen die filigranen Möbelchen aus Elfenbein und Knochen ein, für die Erbach im Odenwald berühmt war. In fast keiner
Puppenstube fehlt zudem das prachtvolle Zubehör aus Goldblech, das die Firma Erhard & Söhne aus Schwäbisch Gmünd herstellte.
Puppenstuben und Puppenhäuser wurden von Schreinern oder geschickten Vätern gebaut; mehrheitlich stammen sie aber aus den großen Fabriken von Christian Hacker, Moritz Gottschalk, Theodor Heymann oder Albin Schönher – um auch hier nur einige deutsche Hersteller aufzuführen.
In den Katalogen der Firmen Märklin und Bing findet man Puppenherde und Puppenküchenzubehör in unvorstellbarer Auswahl. Beide Firmen produzierten selbst, verkauften aber auch Dinge, die sie von anderen Firmen bezogen. Bis zur Auffindung der von Swantje Köhler herausgegebenen Erhard & Söhne Kataloge galten z.B. die herrlichen
Goldblech-Kronleuchter als Märklin-Produkte. Aufwändige und besonders dekorative Puppenküchen und Kaufmannsläden stellte auch die Firma Kibri (Kindler & Briel) aus Böblingen her.
England
Die deutsche Spielzeugindustrie dominierte bis weit ins 20. Jahrhundert den internationalen Spielwarenmarkt. Weltweit finden sich in fast jedem Puppenhaus des 19. Und 20. Jahrhunderts Möbel oder Zubehör aus deutscher Produktion. Hinsichtlich der Häuser entwickelten sich jedoch in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedliche Traditionen. Während Mädchen in Deutschland mit Puppenhäusern, Puppenstuben und Puppenküchen spielten, bekamen englische Mädchen fast ausschließlich Puppenhäuser geschenkt. Ähnlich wie in Deutschland handelt es sich um Einzelanfertigungen oder oft auch um Häuser aus englischer Produktion. Hier sind vor allem die sogenannten Box-Back Häuser zu nennen.
Silber & Flemming stellte zahlreiche Varianten dieser schrankförmigen Puppenhäuser in diversen Größen und mit schlichten bis äußert aufwändig gegliederten Fassaden her. Eine riesige Zahl von Puppenhäusern unterschiedlichster Form und Ausstattung produzierte zudem die Firma Lines Bros., die ihre Häuser unter dem Label Triang vertrieb. Von Sammlern besonders begehrt sind Möbel und Zubehör der frühen englischen Firmen bzw. Hersteller wie John Bubb (Borough), John-Henry Bielefeld (London) und Evans & Cartwright (Wolverhampton). Aber auch spätere Produktionen z.B. der Cushendall Toy Company, der Westacre Village Industry und der Ladies Guild (Ragged Schools), der Elgin Ltd, und Taylor and Barrett sind vor allem bei englischen Sammlern beliebt.
Amerika
Trotz der dominieren Marktmacht Deutschlands entwickelte sich auch in den USA im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts eine riesige Spielzeugindustrie. Farbenfrohe Häuser, meist mit lithografiertem Papier beklebt, stellten z.B. Rufus Bliss, Morton E. Converse und John McLoughlin her. Von wem die großen und qualitätsvoll gearbeiteten Puppenhäuser stammen, die F.A.O. Schwarz in seinen berühmten Spielzeuggeschäften in New York verkaufte, ist bis heute unbekannt – nicht umsonst werden sie als Mystery Houses bezeichnet. Besonders erfolgreich war die Firma Tynietoy, die Puppenhäuser und Möbel im amerikanischen Kolonial-Stil fertigte. Aber auch die für ihren Zirkus berühmte Firma Albert Schoenhut aus Philadelphia produzierte eine Vielzahl verschiedener Puppenhäuser. Puppenstubenmöbel und Küchen aus Blech bzw. Guss fertigten unter anderen die Firmen Stevens & Brown, Hull & Stafford, Ellis, Britton & Eaton, Althof Bergmann & Co., Adrian Cooke, Arcade Manufacturing Co., Strombecker und die Firma Tootsietoy. Die frühen amerikanischen Blechmöbel sind ausgesprochen ansprechend, reichen jedoch nicht an die Qualität vergleichbarer Möbel von Rock & Graner heran.
Frankreich
In Frankreich findet man heute vor allem Puppenhäuser aus der Fabrikation von Moritz Gottschalk. Aus französischer Produktion stammen hingegen die äußerst dekorativen Falt-Stuben, die die Firma Louis Badeuille in diversen Größen und Qualitäten herstellte. Die handwerklich anspruchslosen Laubsäge-Möbel versah Badeuille mit geprägten goldenen
Pappornamenten und Bordüren, die zusammen mit glänzenden Seidenstoffen den besonderen Reiz dieser Möbel ausmachen. Bei der einfachsten Ausführung war das Holz unbehandelt, bei der Luxusversion war es schwarz oder braun poliert. Aus französischer Produktion stammen
zudem die winzigen kleinen Guss-Möbel, die die Firma Simon & Rivollet in Paris herstellte. Im Gegensatz zu der überschaubaren Produktion von Häusern und Möbeln stellten verschiedene Porzellanmanufakturen in Limoges und Gabriel Fourmaintraux in Desvres ein riesiges Sortiment hochwertiger Miniaturporzellane her, die im Gegensatz zu deutschen
Puppenstubenporzellanen oft sehr dünnwandig und meist feinst mit Hand bemalt sind.